Kürzlich veröffentlichte das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) Daten zum Import von medizinischem Cannabis im dritten Quartal. Daraus geht hervor, dass der deutsche Markt für medizinisches Cannabis weiterhin schnell wächst.
Ab dem 1. April 2024 gilt Cannabis in Deutschland mit der Umsetzung des Cannabisgesetzes (CanG) und des Medizinalcannabisgesetzes (MedCanG) nicht mehr als Betäubungsmittel. Dies erleichtert Patienten den Zugang zu verschreibungspflichtigem medizinischem Cannabis. Im dritten Quartal stieg das Importvolumen von medizinischem Cannabis in Deutschland im Vergleich zum Vorquartal (d. h. den ersten drei Monaten nach der umfassenden deutschen Cannabisreform) um über 70 %. Da die Bundesanstalt für Arzneimittel und Medizinprodukte diese Daten nicht mehr erfasst, ist unklar, wie viele importierte medizinische Cannabismedikamente tatsächlich in die Apotheken gelangen. Branchenkennern zufolge ist die Zahl der Cannabismedikamente seit April jedoch ebenfalls gestiegen.
Im dritten Quartal stieg das Gesamtimportvolumen von getrocknetem Cannabis für medizinische und medizinwissenschaftliche Zwecke (in Kilogramm) auf 20,1 Tonnen, ein Anstieg von 71,9 % gegenüber dem zweiten Quartal 2024 und von 140 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Damit betrug das Gesamtimportvolumen in den ersten neun Monaten dieses Jahres 39,8 Tonnen, ein Anstieg von 21,4 % gegenüber dem Gesamtimportvolumen 2023. Kanada bleibt Deutschlands größter Cannabisexporteur; die Exporte stiegen allein im dritten Quartal um 72 % (8098 Kilogramm). Kanada exportierte im Jahr 2024 bisher 19.201 Kilogramm nach Deutschland und übertraf damit die Vorjahresmenge von 16.895 Kilogramm. Das entspricht dem Doppelten des Exportvolumens von 2022. In den letzten Jahren hat sich der Trend verstärkt, dass aus Kanada importierte medizinische Cannabisprodukte den europäischen Markt dominieren. Führende kanadische Cannabisunternehmen bevorzugen Exporte in den europäischen Markt für medizinische Produkte, da die Preise dort im Vergleich zum hoch besteuerten Inlandsmarkt günstiger sind. Diese Situation hat in mehreren Märkten Widerstand hervorgerufen. Im Juli dieses Jahres berichteten Branchenmedien, dass das israelische Wirtschaftsministerium nach Beschwerden einheimischer Cannabisproduzenten über „Produktdumping“ im Januar eine Untersuchung des kanadischen Cannabismarktes eingeleitet habe. Israel habe nun eine vorläufige Entscheidung getroffen, Steuern auf aus Kanada importiertes medizinisches Cannabis zu erheben. Letzte Woche veröffentlichte Israel seinen Abschlussbericht zu diesem Thema. Darin heißt es, dass kanadische medizinische Cannabisprodukte mit einer Steuer von bis zu 175 % besteuert werden sollen, um den Preisdruck in Israel auszugleichen. Australische Cannabisunternehmen reichen nun ähnliche Beschwerden wegen Produktdumpings ein und geben an, dass sie preislich nur schwer mit medizinischem Cannabis aus Kanada konkurrieren können. Angesichts der weiterhin schwankenden Marktnachfrage ist derzeit unklar, ob dies auch für Deutschland zum Problem wird. Ein weiteres zunehmend dominantes Exportland ist Portugal. In diesem Jahr hat Deutschland bisher 7803 Kilogramm medizinisches Marihuana aus Portugal importiert. Es wird erwartet, dass sich diese Menge von 4118 Kilogramm im Jahr 2023 verdoppelt. Auch Dänemark wird seine Exporte nach Deutschland in diesem Jahr voraussichtlich verdoppeln, von 2353 Kilogramm im Jahr 2023 auf 4222 Kilogramm im dritten Quartal 2024. Es ist erwähnenswert, dass die Niederlande hingegen einen deutlichen Rückgang ihres Exportvolumens verzeichneten. Im dritten Quartal 2024 betrug ihr Exportvolumen (1227 Kilogramm) etwa die Hälfte des letztjährigen Gesamtexportvolumens von 2537 Fahrzeugen.
Ein zentrales Problem für Importeure und Exporteure besteht darin, das Importvolumen an die tatsächliche Nachfrage anzupassen, da es kaum offizielle Statistiken darüber gibt, wie viel Marihuana Patienten erreicht und wie viel vernichtet wird. Vor Verabschiedung des deutschen Cannabisgesetzes (CanG) gelangten rund 60 % der importierten medizinischen Cannabis-Medikamente tatsächlich zu Patienten. Niklas Kouparanis, CEO und Mitgründer des renommierten deutschen Medizinalhanf-Unternehmens Bloomwell Group, erklärte gegenüber den Medien, er glaube, dass sich dieses Verhältnis ändere. Aktuelle Daten des Bundesamtes für Gesundheit zeigen, dass das Importvolumen im dritten Quartal 2,5-mal so hoch war wie im ersten Quartal, dem letzten Quartal vor Inkrafttreten der Neuklassifizierung von medizinischem Marihuana am 1. April 2024. Dieses Wachstum ist hauptsächlich auf die verbesserte Verfügbarkeit von Medikamenten für Patienten sowie die von Patienten nachgefragten vollständig digitalen Behandlungsmethoden zurückzuführen, darunter die Möglichkeit der Fernterminvereinbarung mit Ärzten und die Möglichkeit der Zustellung elektronischer Rezepte. Die auf der Bloomwell-Plattform angezeigten Daten übertreffen die Importdaten tatsächlich bei weitem. Im Oktober 2024 war die Zahl der Neupatienten über die digitale Plattform und die Anwendungen von Bloomwell 15-mal so hoch wie im März dieses Jahres. Mittlerweile werden jeden Monat Zehntausende Patienten über die medizinische Cannabis-Plattform von Bloomwell behandelt. Die genaue Menge, die seitdem an die Apotheken geliefert wurde, ist unbekannt, da dieser Bericht nach der Neuklassifizierung von medizinischem Marihuana veraltet ist. Ich persönlich glaube, dass nun mehr medizinisches Marihuana die Patienten erreicht. Dennoch ist die größte Errungenschaft der deutschen Cannabisindustrie seit April 2024, dieses erstaunliche Wachstum ohne Lieferengpässe aufrechtzuerhalten.
Veröffentlichungszeit: 28. November 2024