THC, CBD, Cannabinoide, psychoaktive Wirkungen – Sie haben wahrscheinlich schon mindestens ein paar dieser Begriffe gehört, wenn Sie versucht haben, THC, CBD und die Unterschiede zwischen ihnen zu verstehen. Vielleicht sind Sie auch schon auf das Endocannabinoid-System, Cannabinoid-Rezeptoren und sogar Terpene gestoßen. Aber worum geht es dabei wirklich?
Wenn Sie nach einer Möglichkeit suchen, zu verstehen, warum THC-Produkte Sie high machen und CBD-Produkte nicht, und was das mit Endocannabinoiden zu tun hat, sind Sie hier richtig.
Cannabinoide und die Rolle des ECS
Um den Unterschied zwischen THC und CBD und ihre Wirkung auf uns zu verstehen, müssen Sie zunächst das Endocannabinoid-System (ECS) verstehen, das dem Körper mithilfe seiner drei Hauptkomponenten dabei hilft, das funktionelle Gleichgewicht aufrechtzuerhalten: die von unserem Körper produzierten „Botenstoffe“ oder Endocannabinoide, die Rezeptoren, an die diese Moleküle binden, und die Enzyme, die sie abbauen.
Schmerz, Stress, Appetit, Energiestoffwechsel, Herz-Kreislauf-Funktion, Belohnung und Motivation, Fortpflanzung und Schlaf sind nur einige der Körperfunktionen, die Cannabinoide durch ihre Wirkung auf das ECS beeinflussen. Die potenziellen gesundheitlichen Vorteile von Cannabinoiden sind vielfältig und umfassen unter anderem die Linderung von Entzündungen und die Kontrolle von Übelkeit.
Was THC bewirkt
Das am häufigsten vorkommende und bekannteste Cannabinoid in der Cannabispflanze ist Tetrahydrocannabinol (THC). Es aktiviert den CB1-Rezeptor, eine ECS-Komponente im Gehirn, die den Rauschzustand steuert. Ein THC-Rausch erhöht nachweislich die Durchblutung des präfrontalen Kortex, der Gehirnregion, die für Entscheidungsfindung, Aufmerksamkeit, Motorik und andere exekutive Funktionen zuständig ist. Die genaue Wirkung von THC auf diese Funktionen ist von Person zu Person unterschiedlich.
Wenn THC an CB1-Rezeptoren bindet, löst es zudem Euphoriegefühle im Belohnungssystem des Gehirns aus. Cannabis aktiviert den Belohnungsweg des Gehirns, was uns ein gutes Gefühl gibt und die Wahrscheinlichkeit erhöht, in Zukunft wieder zu konsumieren. Die Wirkung von THC auf das Belohnungssystem des Gehirns ist ein wichtiger Faktor für die Fähigkeit von Cannabis, Rausch- und Euphoriegefühle hervorzurufen.
Was CBD bewirkt
THC ist bei weitem nicht der einzige Inhaltsstoff von Cannabis, der einen direkten Einfluss auf die Gehirnfunktion hat. Der auffälligste Vergleich ist mit Cannabidiol (CBD), dem zweithäufigsten Cannabinoid in der Cannabispflanze. CBD wird oft als nicht psychoaktiv angepriesen, was jedoch irreführend ist, da jede Substanz, die einen direkten Einfluss auf die Gehirnfunktion hat, psychoaktiv ist. CBD erzeugt mit Sicherheit psychoaktive Effekte, wenn es mit dem Gehirn und dem zentralen Nervensystem interagiert, da es Berichten zufolge sehr starke krampflösende und angstlösende Eigenschaften besitzt.
CBD ist zwar psychoaktiv, aber nicht berauschend. Das heißt, es macht nicht high. Das liegt daran, dass CBD den CB1-Rezeptor extrem schlecht aktiviert. Tatsächlich deuten Hinweise darauf hin, dass es die Aktivität des CB1-Rezeptors sogar beeinträchtigt, insbesondere in Gegenwart von THC. Wenn THC und CBD zusammenwirken und die CB1-Rezeptoraktivität beeinflussen, verspüren Anwender tendenziell ein sanfteres, differenzierteres High und haben ein deutlich geringeres Risiko, Paranoia zu erleben, als ohne CBD. Das liegt daran, dass THC den CB1-Rezeptor aktiviert, während CBD ihn hemmt.
Wie CBD und THC miteinander interagieren
Vereinfacht ausgedrückt: CBD kann vor kognitiven Beeinträchtigungen schützen, die mit einer übermäßigen THC-Exposition einhergehen. Eine 2013 im Journal of Psychopharmacology veröffentlichte Studie, die Teilnehmern THC verabreichte, ergab, dass diejenigen, die vor der THC-Gabe CBD erhalten hatten, weniger episodische Gedächtnisstörungen aufwiesen als Patienten, die ein Placebo erhalten hatten – ein weiterer Hinweis darauf, dass CBD THC-bedingte kognitive Defizite eindämmen kann.
Tatsächlich ergab eine Überprüfung von fast 1.300 in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlichten Studien aus dem Jahr 2013, dass „CBD den negativen Auswirkungen von THC entgegenwirken kann“. Die Studie weist auch auf den Bedarf an weiterer Forschung und einer Untersuchung der Auswirkungen von CBD auf den THC-Konsum in realen Szenarien hin. Die vorhandenen Daten sind jedoch eindeutig genug, um CBD häufig als Gegenmittel für diejenigen zu empfehlen, die versehentlich zu viel THC konsumiert haben und sich überfordert fühlen.
Cannabinoide interagieren mit vielen Systemen im Körper
THC und CBD binden an verschiedene andere Zielmoleküle im Körper. CBD beispielsweise hat mindestens zwölf Wirkorte im Gehirn. Während CBD die Wirkung von THC durch die Hemmung von CB1-Rezeptoren ausgleichen kann, kann es an anderen Wirkorten auch andere Auswirkungen auf den THC-Stoffwechsel haben.
Daher kann CBD die Wirkung von THC nicht immer hemmen oder ausgleichen. Es kann auch die potenziellen positiven medizinischen Vorteile von THC direkt verstärken. CBD kann beispielsweise die durch THC induzierte Schmerzlinderung verstärken. THC wirkt potenziell sowohl entzündungshemmend als auch neuroprotektiv, was hauptsächlich auf die Aktivierung von CB1-Rezeptoren im Schmerzzentrum des Gehirns zurückzuführen ist.
Eine Studie aus dem Jahr 2012 zeigte, dass CBD mit Alpha-3-Glycinrezeptoren (α3) interagiert, einem wichtigen Ziel für die Schmerzverarbeitung in der Wirbelsäule, und so chronische Schmerzen und Entzündungen lindert. Dies ist ein Beispiel für den sogenannten Entourage-Effekt, bei dem verschiedene Cannabisverbindungen zusammenwirken und so eine stärkere Wirkung erzielen, als wenn sie einzeln konsumiert werden.
Aber auch diese Wechselwirkung ist nicht ganz klar. In einer Studie vom Februar 2019 fanden Forscher heraus, dass niedrige CBD-Dosen die berauschende Wirkung von THC tatsächlich verstärkten, während hohe CBD-Dosen die berauschende Wirkung von THC verringerten.
Terpene und der Entourage-Effekt
Es ist durchaus möglich, dass einige der bekanntesten Nebenwirkungen von Cannabis (wie z. B. Couch-Lock) weniger mit THC selbst, sondern vielmehr mit dem relativen Beitrag weniger bekannter Moleküle zu tun haben. Chemische Verbindungen, sogenannte Terpene, verleihen Cannabispflanzen ihren einzigartigen Geschmack und ihr Aroma. Sie kommen in vielen Pflanzen vor – wie Lavendel, Baumrinde und Hopfen – und sorgen für den Duft ätherischer Öle. Terpene, die größte Gruppe bekannter Phytochemikalien in Cannabis, haben sich auch als entscheidender Bestandteil des Entourage-Effekts erwiesen. Terpene verleihen Cannabis nicht nur einen unverwechselbaren Geschmack und ein unverwechselbares Aroma, sondern scheinen auch andere Cannabismoleküle bei der Erzeugung physiologischer und zerebraler Effekte zu unterstützen.
Fazit
Cannabis ist eine komplexe Pflanze, zu deren Wirkungen auf den menschlichen Körper und ihren Wechselwirkungen mit ihm relativ wenig Forschung vorliegt. Wir beginnen gerade erst zu verstehen, auf welche vielfältige Weise THC, CBD und andere Cannabisverbindungen zusammenwirken und mit unserem ECS interagieren, um unser Befinden zu verändern.
Veröffentlichungszeit: 19. Oktober 2021